Eiskeller oder "Affenstein" ?

Diskussionsforum zu einem historischen Bauwerk im Baugebiet Campus Westend der Goethe-Universität, Ecke Hansaallee/Lübecker Straße (Frankfurt am Main)

Montag, 15. September 2008

 
Recherchebericht


Einleitung

Im April 2008 sind im Vorfeld von geplanten Bauarbeiten, die im Zusammenhang mit dem Ausbau des Campus Westend der Goethe-Universität stehen, unter einem kleinen Hügel gut erhaltene Reste eines turmartigen Bauwerkes zum Vorschein gekommen. Über deren Deutung konnte bisher keine Klarheit erreicht werden. Das Denkmalamt der Stadt Frankfurt a.M. sieht in der Anlage im Kern eine spätmittelalterliche Warte, freilich ohne bisher dafür belastbare Nachweise zu erbringen; dies trifft auch für die Ansprache des Bauwerks als sog. Affenstein zu. In den Medien ist mehrfach ausführlich darüber berichtet worden. Nachdem über mehrere Monate vor Ort nichts geschehen ist, haben im September archäologische und baugeschichtliche Untersuchungen begonnen.

Da es für Uni-Archäologen nicht alltäglich ist, dass auf dem Gelände ihrer Universität ein historisches Bauwerk entdeckt wird, verfolgen sie mit Interesse die Tätigkeit der mit den Untersuchungen beauftragten Fachbehörde und das Verfahren, das zur Entscheidung führen wird, ob das Bauwerk abgerissen oder erhalten und in den an der betreffenden Stelle entstehenden Neubaukomplex integriert werden wird. Am Beispiel des Bauwerkes an der Lübecker Straße lässt sich nämlich exemplarisch der Weg verfolgen, der unter den gegebenen rechtlichen Bedingungen und Zuständigkeiten von Fachbehörden, Beiräten und Gremien von der (unerwarteten) Entdeckung, über Freilegung, Sicherung, Dokumentation, Untersuchung und Diskussion eines archäologischen Befundes zu einem Ergebnis und dessen Bewertung führt.

Wir, d. h. Angehörige des Instituts für Archäologische Wissenschaften, zuständig für den Studiengang „Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen“, haben selber einige Archiv-Recherchen unternommen, über die wir hier berichten. Selbstverständlich ist das Bauwerk auf dem Uni-Gelände nicht römisch und wir sind auch nicht für dessen Untersuchung zuständig. Wenn wir uns trotzdem dafür interessieren, so geht es uns neben der Sache auch um den Weg, der zur Deutung dieses Befundes führt. In unserer Arbeit in landschaftsarchäologischen Projekten werden wir immer wieder mit vergleichbaren Überraschungen aus verschiedensten Epochen konfrontiert, zu denen es begründet Stellung zu beziehen gilt.

Angesichts der vielen Beiträge, die seit April 2008 in der Öffentlichkeit zum turmartigen Bauwerk an der Lübecker Straße schon geleistet worden sind, möchten wir auch diese Diskussion in aller Öffentlichkeit im Internet führen. Wir versprechen uns davon, Beiträge von Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu erhalten, die einzelne Aspekte vielleicht besser beurteilen können als wir und die weitere Hinweise geben, die das „Leben“ dieses Bauwerks zu klären helfen.

Wir würden uns sehr freuen, wenn der nachvollziehbare Beweis erbracht werden könnte, dass das Bauwerk in seinem Kern mittelalterlich ist und auf dem Gelände des Campus Westend der Goethe-Universität für die Stadt Frankfurt ein bisher unbekannter Wartturm gewonnen wird.

Wir schlagen vor, die Diskussion zu strukturieren und in vier Teile zu gliedern. Der erste betrifft das, was gesichert ist, nämlich die Funktion des Bauwerks als Eiskeller oder -grube der ehem. „Anstalt für Irre und Epileptische“. Der zweite betrifft die Lage des Bauwerkes und die damit zusammenhängenden Fragen; im dritten Teil geht es um das Bauwerk selber, im vierten um das Verfahren. Wichtig ist, dass wir uns in der Diskussion stets Eigenart und Qualität der Grundlagen vergegenwärtigen, mit denen wir argumentieren, und Gesichertes von Wahrscheinlichem, Vermutetem oder Erhofftem trennen. Wenn wir dies tun, so sind wir zuversichtlich, dass wir gemeinsam zu einer in Entstehung und Ergebnis transparenten Ansprache und Bewertung der Anlage an der Lübecker Straße kommen.

Vergegenwärtigen sollten sich unsere Diskussionsteilnehmer immer die Tatsache, dass der zylindrische Baukörper bis zu seiner Freilegung im April 2008 von Erdreich ummantelt war, also einen mit Baumbestand bedeckten Erdhügel darstellte. Wir werfen heute gewissermaßen einen „indiskreten“ Blick auf den Eiskeller. Wir sehen ihn heute so, wie er nur zur Zeit seiner Erbauung sichtbar war. Der Gefahr subjektiver, aus diesem Erscheinungsbild heraus entwickelter Einordnungen/Theorien sollte man sich also bewusst sein.

Frankfurt am Main, 12. September 2008

Prof. Dr. Hans-Markus von Kaenel / Dr. des. Thomas Maurer M.A.
v.Kaenel@em.uni-frankfurt.de / T.Maurer@em.uni-frankfurt.de


1. Der Eiskeller der „Anstalt für Irre und Epileptische“ ist gut belegt

Ausgangspunkt der Diskussion um Funktion und zeitliche Einordnung des turmartigen Bauwerks sollte die jüngste, sicher ansprechbare Nutzungsphase sein. Es besteht kein Zweifel darüber, dass es sich um den Eiskeller der ehem. „Anstalt für Irre und Epileptische“ handelt. Als Belege können drei Pläne sowie die Erwähnung des Eiskellers in einer Beschreibung der Irrenanstalt durch deren Architekten O. Pichler angeführt werden.

· Bei dem ersten Plan (Abb. 1) handelt es sich um eine Beilage zum Artikel O. Pichlers in der in Wien erschienenen „Allgemeinen Bauzeitung“ (Bd. 28, 1863, S. 237-252). In diesem „Situationsplan“ (Bl. 593) ist in der oberen rechten (nordöstlichen) Ecke des Anstaltsgeländes ein Hügel eingezeichnet, dessen Plateau anscheinend begehbar war. Er wird in der Legende als „Eisgrube“ bezeichnet. Am linken Rand des Hügels ist der noch heute erhaltene Eingangsbereich des Eiskellers mit den spitzwinklig angeordneten Mauerwangen zu erkennen.

· Eine leicht abgewandelte Version dieses Plans ist in dem Werk von A. Askenasy, „Frankfurt am Main und seine Bauten“ (Frankfurt 1886) S. 154 unten publiziert (Signatur 1 = Eisgrube).

· Ein weiterer Beleg wurde von uns im Rahmen von Archivrecherchen im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt entdeckt. Auf einem Plan der Irrenanstalt vom Juli 1908 (Magistratsakte V/243; Band 3, Blatt 47) ist nordöstlich des Anstaltsgebäudes wieder der schon bekannte Hügel dargestellt, kenntlich an der kurvigen Wegeführung und dem „Aussichtsplateau“. An seiner Westseite erkennt man sehr deutlich die spitzwinklig angeordneten Mauerwangen eines als „Eiskeller“ bezeichneten Bauwerks (Abb. 2).

Die angeführten drei Belege lassen keinen Zweifel daran, in dem turmartigen Bauwerk den Rest des ehemals mit Erdreich ummantelten Eiskellers der „Anstalt für Irre und Epileptische“ zu sehen (zur Architektur siehe unten). Nach den Angaben Pichlers zu urteilen, ist er wohl gleichzeitig mit der Anstalt errichtet worden, deren Bauarbeiten 1859 in Angriff genommen wurden. 1908 befand er sich offenbar noch in Benutzung. Aufgegeben wurde der Eiskeller spätestens mit dem Umzug der Anstalt nach Niederrad in den späten 1920er Jahren. In dieser Zeit oder ggf. später wurde das Geschirr, das nun in riesigen Mengen aus dem Hohlraum geborgen wurde, in dem nicht mehr benutzten Bauwerk entsorgt.

Zur Architektur von Eiskellern

Eiskeller (Eisgruben, Eishäuser) gehörten in der Zeit vor Erfindung der Elektrizität zu den unverzichtbaren Bestandteilen von Institutionen, die ganzjährig eine größere Menge an Eis benötigten (z.B. Brauereien, Krankenhäuser, Lazarette, Schlachthöfe). Häufig fanden sie sich auch bei Schlössern oder Landsitzen, wo sie oftmals in die Gartenarchitektur eingebunden waren.

Eiskeller hatten den Zweck, größere Mengen an Eis möglichst lange über die Frostperiode hinaus zu erhalten, d.h. bei möglichst geringen Temperaturen aufzubewahren. Wichtigste Aufgabe der Architektur/Bauweise eines Eiskellers war es also, die Wärmeleitfähigkeit des eigentlichen Eisbehälters so gering wie möglich zu gestalten. Aufgrund dieser Tatsache leuchtet es ein, dass es sich um technisch ausgefeilte Anlagen handelte, über deren Bauweise im 19. und frühen 20. Jahrhundert zahlreiche Abhandlungen verfasst wurden (siehe ausgewählte Literatur). Heute sind Eiskeller weitgehend aus der Wahrnehmung der Öffentlichkeit verschwunden, was erklären dürfte, weshalb sie – zumindest in technischer Hinsicht – meist „unterschätzt“ werden.

Daher erscheinen uns ein paar allgemeine Bemerkungen über die Funktion und Architektur solcher Eiskeller an dieser Stelle angebracht.
Wenn es auch DEN typischen Eiskeller nicht gibt, so folgen doch die meisten in architektonischer Hinsicht gewissen Grundprinzipien:

- Ein zylindrischer Baukörper bietet aus ökonomischen Gründen (Wärmeleitung, Statik) besonders günstige Voraussetzungen für die Aufbewahrung des Eises. Die Dimensionen des Frankfurter Exemplars – Höhe und Durchmesser jeweils ca. 6 m; Mauerstärke etwa 1 m – sind als durchschnittlich zu bezeichnen.

- Der eigentliche Eisbehälter war häufig von einem Holzgerüst ummantelt, so offenbar auch bei unserem Frankfurter Eiskeller. Der Bereich zwischen Holzgerüst und innerer Wand des Zylinders konnte mit schlecht wärmeleitenden Materialien ausgekleidet sein.

- Die Überhügelung/Ummantelung mit Erdreich sowie – damit verbunden – die Bepflanzung Schatten spendender Bäume ist bei ebenerdigen oder teilweise eingetieften Eiskellern ein häufig zu beobachtendes Merkmal. Vorrangig wird dadurch die Isolierung des Eiskellers verbessert; als weitere Funktion der Hügel kann die Bereicherung einer Garten- oder Parklandschaft genannt werden (wie dies auch für das Frankfurter Exemplar im Garten der Irrenanstalt anzunehmen ist).

- Der Eingang eines Eiskellers ist oft schleusenartig gestaltet, mit mehreren hintereinander angeordneten Kammern. So wird der Zufluss wärmerer Luft klein gehalten.

- In den meisten Fällen werden die Eingänge im Norden des Baukörpers angelegt (nicht so im Falle des Frankfurter Eiskellers, dessen Eingang im W/WNW liegt).

- Eine Abflussgelegenheit für anfallendes Schmelzwasser muss gewährleistet sein.

- In der zeitgenössischen Literatur wird das Verputzen der Außenwand des Eiskellers wegen besserer Isolation empfohlen.

Weniger „genormt“ war das verwendete Baumaterial. Generell gilt, dass Material mit möglichst geringer Leitfähigkeit zu bevorzugen ist. Obwohl Holz oder Backsteine/Ziegel günstigere Werte aufweisen, sind auch immer wieder Natursteine zum Bau von Eiskellern verwendet worden, wie dies ja auch beim Frankfurter Exemplar der Fall ist.

Aus der schwer überschaubaren und heute meist entlegenen Literatur des späten 19./frühen 20. Jh. möchten wir insbesondere auf zwei Eiskeller in Potsdam verweisen (E. Brückner/E. Spillner 1904, S. 254 f., Abb. 356.357; unsere Abb. 3 und 4), die einerseits einen guten Eindruck von der Architektur solcher Bauwerke vermitteln, andererseits in vielen Details mit dem Eiskeller der „Anstalt für Irre und Epileptische“ vergleichbar sind.

· Wir bitten die Leser unseres Beitrages, weitere vergleichbare Anlagen zu nennen.

· Weiß jemand, ob die Eiskeller in Potsdam noch erhalten sind und ob es darüber Dokumente/Literatur gibt?

· Kennen Sie weitere einschlägig relevante Literatur zu Eiskellern?

· Kennen Sie Spezialisten, die über Bau und Funktion von Eiskellern des 19. Jahrhunderts genau Auskunft geben können?


Literatur zu Eiskellern (Auswahl)

1) E. Brückner/E. Spillner, Eisbehälter und Kühlanlagen mit künstlicher Kälteerzeugung. In: E. Schmitt/J. Durm/H. Ende (Hrsg.), Handbuch der Architektur. Dritter Teil. Die Hochbaukonstruktionen. 6. Band (Stuttgart³ 1904) 247 ff.

2) E. Nöthling, Die Eiskeller, Eishäuser und Eisschränke, ihre Konstruktion und Benutzung. Für Bautechniker, Brauereibesitzer, Landwirte, Schlächter, Konditoren, Gastwirte u.s.w. (5. Aufl. Weimar 1896).

3) W. Reinink, Eiskeller – Kulturgeschichte alter Kühltechniken. Kulturstudien, Sonderband 15 (Wien/Köln/Weimar 1995).

4) F. Hellwig, Der Eiskeller. Beschreibung und praktische Ausführung (Leipzig 1921).

5) F. Harzer, Die Anlegung der Eiskeller (2. Aufl. Weimar 1864).


2. „Affenstein“ oder nicht „Affenstein“ – das ist hier die Frage. Zur Topographie des sog. Affensteiner Feldes vor dem Bau der „Anstalt für Irre und Epileptische“

Um die Problemstellung einer „vor-anstaltszeitlichen“ Bebauung des Areals (also vor 1859, dem Jahr des Baubeginns an der Anstalt) zu beleuchten, ist es zunächst einmal sinnvoll, jene Zeitphase in die Betrachtung einzubeziehen, die dem Anstaltsbau unmittelbar vorausging, in unserem Falle also das frühe und mittlere 19. Jahrhundert. In dieser Zeit besteht wohl noch die beste Chance, aus zeitgenössischen Quellen verlässliche Informationen zu möglichen älteren Baustrukturen im Areal zu erhalten, da sich im 19. Jahrhundert Genauigkeit und Systematik bestimmter Quellen im Vergleich zu früheren Jahrhunderten deutlich weiter entwickelt hatten.
Besonders aufschlussreich ist der Blick auf die „Plankarte des Frankfurter Gebietes im Maasstab von 1:25000“ aus dem Jahr 1853, also 5 Jahre vor Baubeginn der Anstalt (Abb. 5).

Es handelt sich dabei um eine sehr detaillierte Karte, die in ihrer Abbildungstreue den modernen topographischen Karten nahekommt.

Das uns interessierende Areal liegt links (westlich) der Eschersheimer Str. (heute Eschersheimer Landstr.) und unterhalb (südlich) des „Weges aus dem Affensteiner Feld“ (heute Lübecker Str.). Das gesamte Gebiet – im Westen bis zur „Grüneburg“, im Süden bis zur „Bornwiese“ reichend – wird mit „Im Affenstein“ bezeichnet, das nördlich und nordöstlich liegende Terrain (bis zur ehem. Landwehr) heißt „Affensteiner Feld“. Die heute etwa in Nord-Süd-Richtung verlaufende Hansa-Allee existierte noch nicht.

Die Stelle des turmartigen Bauwerks liegt demnach unmittelbar unterhalb des „Weges aus dem Affensteiner Feld“, etwa auf halber Strecke zwischen „Eschersheimer Str.“ im Osten und „Schützenhüttenweg“ im Westen. Die Karte verzeichnet hier eine freie, etwa rechteckige Parzelle, umgeben von einer regelmäßig angeordneten flächigen Signatur aus kleinen Kreisen (Baumbepflanzung). Strahlenförmig von dem Gelände zu beiden Seiten des „Affensteiner Wegs“ ausgehende Linien deuten dessen leicht exponierte Lage an.

Hinweise auf ein Bauwerk oder einen kleinen Hügel sind nicht zu erkennen. Da die Karte sonst sehr detailgetreu auch kleinere Bauwerke zeigt, wie etwa Brunnenkammern – vgl. die Eintragungen zwischen Eschersheimer und Eckenheimer Str. –, ist davon auszugehen, dass an der Stelle z. Zt. der kartographischen Aufnahme Mitte des 19. Jahrhunderts weder ein 6 m hohes Bauwerk (Vermutung des Denkmalamtes) existierte noch auch nur sehr niedrige Reste eines solchen bestanden haben können.

Die kartographische Evidenz spricht also deutlich gegen die Existenz eines sichtbaren Bauwerks an dieser Stelle vor 1853.

In die gleiche Richtung weist auch das Fehlen jeglicher urkundlicher oder literarischer Hinweise auf ein postuliertes Bauwerk an dieser Stelle. So kann keine der in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Urkunden genannten Befestigungswerke im nördlichen Vorfeld Frankfurts nachvollziehbar mit der postulierten Warte in Verbindung gebracht werden.

Es wäre bemerkenswert, wenn im fortgeschrittenen 19. Jahrhundert, dessen Interesse an „vaterländischer Geschichte“ und deren Monumenten nachweislich sehr groß war, nicht in der einen oder anderen Form von der postulierten Warte die Rede gewesen wäre, hätte es sie tatsächlich gegeben.

Der Begriff „Affenstein“ ist seit dem 13. Jahrhundert urkundlich belegt. Meist wird er als topographische Bezeichnung verwendet; kurzzeitig nennt sich eine Familie „von Affenstein“. Bekannt ist auch die Meinung, dass sich „Affenstein“ von „Ave-Maria-Stein“ herleiten ließe.

Der Begriff „Affenstein“ ist demnach mit dem Bauwerk an der Lübecker Straße nicht in Verbindung zu bringen. Es ist nicht einmal zu belegen, dass „Affenstein“ überhaupt je ein Gebäude bezeichnet hat, auch wenn dies auf den ersten Blick durch den Namensbestandteil „stein“ plausibel klingen mag und einige unzweifelhaft auf Gebäude zurückgehende, ähnlich lautende Ortsbezeichnungen im Frankfurter Raum existieren (z.B. Goldstein). Ebenso wenig lässt sich – unabhängig von der Frage nach der Bedeutung – der geographische Ursprung der Bezeichnung feststellen. Überblickt man die historischen Erwähnungen des Namens, stellt man einen großen „Streubereich“ im Norden Frankfurts fest, der nach Urkunden weit über die beiden ohnehin schon großen Areale „Affensteiner Feld“ und „Im Affenstein“ auf der Karte von 1853 hinaus reicht.

· Kennt jemand Dokumente, in denen der postulierte Wartturm eingezeichnet ist oder erwähnt wird?

· Kennt jemand Dokumente, die Neues zum Begriff „Affenstein“ bringen?


3. Das Bauwerk

Die archäologisch-baugeschichtliche Analyse ist Sache des zuständigen Denkmalamtes der Stadt Frankfurt. Die betreffenden Arbeiten sind im Gange. An dieser Stelle wollen wir sie zum gegebenen Zeitpunkt diskutieren. Wir legen hier den uns zugänglichen Plan des Hessischen Baumanagements (Abb. 6) vor. Zahlreiche Fotos finden sich unter: http://commons.wikimedia.org/wiki/Affenstein_(Frankfurt).



4. Das Verfahren

· Im April 2008 stieß man im Vorfeld der Bauarbeiten zu einem Gebäude des neuen Campus Westend auf die Reste des Bauwerkes. Es wird in seiner ganzen Größe von der Überhügelung befreit.

· Das Denkmalamt der Stadt Frankfurt wird eingeschaltet. Gegen Ende Mai wird der Bauherrschaft eine erste Einschätzung des Befundes in Form eines Berichtes bekannt gegeben. Darin wird das Bauwerk als „Affenstein“ angesprochen und als mittelalterlicher Wehrturm aus dem 13. /14. Jahrhundert gedeutet. Die „Anstalt für Irre und Epileptische“ soll ihn zur Wasserversorgung benutzt haben. Auf die Existenz des Eiskellers wird im Bericht nicht eingegangen.

· Nach einer ersten vom Denkmalamt der Stadt Frankfurt ausgehenden Medienkampagne in der 2. Juniwoche wird ausgiebig über das Bauwerk berichtet und diskutiert.

· Die Arbeiten am Bauwerk ruhen bis Ende August/Anfang September. Z. Zt. laufen archäologisch-baugeschichtliche Untersuchungen.

· In der Zwischenzeit hat das Denkmalamt der Stadt Frankfurt Archivrecherchen in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse noch nicht bekannt gemacht worden sind.Im Hinblick auf den Tag des offenen Denkmals am 14. September lädt das Landesamt für Denkmalpflege Hessen am 8. September die Vertreterinnen und Vertreter der Medien zu einem Informationstermin ein. Die Medien berichten ausführlich darüber.

Kommentare:
Warte(n) im Affenstein

Der Frankfurter Stadtbaumeister Carl Wolff berichtet in der Beschreibung "Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main" 2. Band (1898) unter "Bockenheimer Warte" (Seite 70): „Die Errichtung der "neuen Warte im Affenstein" wurde am 28. Januar 1434 beschlossen".
Zu dieser "Nuwe Warte" heißt es in der "Frankfurter Chronik vom Jahre 1494 - 1502" - des Kanonicus des Job Rohrbach am Bartholomäusstift - Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst - dann auch (S.54): "Steine wurden vom nahen Affenstein dahingeführt, Kalk "beslagen". " Wobei keinerlei Hinweis erfolgt, ob diese Nennung nun einen Steinbruch (s.a. Basaltstraße in Bockenheim), ein anderes Gebäude oder eine „alte Warte“ bezeichnet – es bleibt unerklärt.
Warum wird diese Bockenheimer Warte ausdrücklich mit "neue Warte" beschrieben ? Sie liegt am westlichen Zipfel des Affensteiner Felds und wird gleichzeitig mit dem Bau der Landwehr errichtet - auch liegt sie an der Grenze zu Hanau bzw. der Grafschaft Bornheimer Berg. Auf den von dort kommenden Bornheimer Weg ( = Affensteiner Weg = Lübecker Straße) und die nahe Römerstraße hatte ich bereits in meinem Kommentar zur Karte von 1853 verwiesen.

Zuletzt noch ein Verweis auf die geplante, zweite Landwehr-Warte am Affenstein – 1644 sollte an der Eschersheimer Landstraße in Höhe des „Eisernen Schlags“ (siehe auch Karte 1853 - heute Grünhof) eine weitere Warte errichtet werden – die Baukosten wurden berechnet, der Bau aber nie ausgeführt. (Carl Wolff, "Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main", 2.Band Seite 62) Der Verkehr blieb über die 1478 „neu“ erbaute Bornheimer (heute Friedberger) Warte im Norden umgeleitet, der Eiserne Schlag blieb verschlossen und die neue „neue Warte“ im Affenstein wurde nie gebaut.
Harry
 
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